Seit 2023 vergibt die Ingeborg und Dr. H. Jürgen Tiemann-Stiftung jährlich den Tiemann-Preis an ein deutsches Museum mit eigener Sammlung zeitgenössischer Kunst. Ziel ist es, Museen und Kunstinstitutionen beim Erwerb herausragender Positionen der zeitgenössischen Malerei zu unterstützen und diese dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen. Die Preisträger werden von einer unabhängigen Fachjury ausgewählt. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert, er ist einer der höchsten Museumsankaufspreise Deutschlands. Mit dem Ankaufsetat ermöglicht die Stiftung den gezielten Erwerb bedeutender Werke, auch trägt sie dazu bei, dass diese in den Sammlungen der Museen in einen spannenden Dialog mit bestehenden Beständen treten können. Dadurch entsteht ein nachhaltiger Mehrwert – für die Häuser, die Künstler und das Publikum. Der Tiemann-Preis existiert seit 2023. Er wurde bereits dreimal verliehen.
In diesem Jahr erhält das renommierte Museum Marta Herford den Tiemann-Preis für den Ankauf von Werken der international bekannten, in Berlin und in New York lebenden Künstlerin Kerstin Brätsch, die seit 2024 den Lehrstuhl für Malerei/Zeichnen an der Hochschule für bildende Künste Hamburg ausfüllt. Ihre farbintensiven und experimentellen Arbeiten bewegen sich zwischen Malerei, Design und skulpturalen Elementen. Die beiden vom Preisgeld angekauften Gemälde stammen aus der Serie Fossil Psychic_for Christa (Stucco Marmo) aus dem Jahr 2020. Sie verbinden historische Techniken wie Stucco Marmo mit zeitgenössischer Bildsprache. Ab Mitte November 2025 werden die Arbeiten im Rahmen einer großformatigen Rauminstallation mit Wandfarbe und Tapete im Marta Café dauerhaft installiert und für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Mit diesem Ankauf setzt das Museum ein starkes Zeichen für innovative Malerei, die traditionelle Handwerkstechniken mit gegenwärtigen Diskursen verknüpft.


Der Preis ging 2024 an das Kunstmuseum Magdeburg – Kloster Unser Lieben Frauen für den Erwerb von drei Arbeiten der in Berlin ansässigen Künstlerin Özlem Altın. Dazu zählen das zweiflügelige Bild Naked Eye (landscape) von 2023 sowie die beiden Werke Hieroglyph (transfer through touch) und Hieroglyph (mechanism), beide aus dem Jahr 2019. Altın verbindet in ihrer Arbeit Malerei mit konzeptueller Fotografie und entwickelt daraus eine eigenständige visuelle Sprache.




Der erste Tiemann-Preis ging an das Museum Folkwang in Essen für den Ankauf einer Werkgruppe des Berliner Malers Armin Boehm. Boehm ist bekannt für seine gemalten Gesellschaftsallegorien, in denen er Themen wie politische Ideologisierung, Radikalisierung und die Macht sozialer Medien aufgreift. Seine Bildsprache ist geprägt von apokalyptischen Szenarien, inspiriert von Künstlern wie Max Beckmann, George Grosz und Otto Dix. Die vier angekauften Werke erweitern die Sammlung des Museums Folkwang, das besondere Schwerpunkte im Expressionismus und in verwandten künstlerischen Positionen der 1920er und 1930er Jahre hat, um eine markante zeitgenössische Perspektive.




Der Tiemann-Preis hat sich innerhalb von kurzer Zeit als bedeutende Auszeichnung für zeitgenössische Malerei etabliert. Er ist ein klares Bekenntnis zu langfristiger Förderung, nachhaltiger Sammlungspolitik und der Sichtbarkeit aktueller künstlerischer Positionen im musealen Kontext.